Stubaital.li - Urlaub das ganze Jahr!
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Kultur und Sehenswürdigkeiten

Volkskultur und Folklore

Im Bereich der Volkskultur bilden Musik- und Schützenwesen einen wichtigen Aspekt. Wie beinahe alle tiroler Orte verfügen auch die Gemeinden des Stubaitals über Musikkapellen und Schützen, die in einheitlicher Kleidung zu traditionellen Anlässen auftreten.

Tiroler Schützen

Tiroler Schützen -
Foto: Wikipedia-User: Henryart - GFDL
Die Tradition der Schützen geht auf mittelalterliche Waffeneinheiten zurück. Die ständische Landesverfassung Tirols (die Ständevertretungen umfassten Adel, Geistlichkeit, Bürger und Bauern) sah zum Zwecke der Verteidigung bzw. Kriegsführung vor, dass alle wehrhaften Männer aufgeboten werden konnte. Sehr früh wurden bereits Veranstaltungen wehrhafter Männer zum Zwecke der Schießausbildung mit Armbrust bzw. später mit Feuerwaffen durchgeführt. Der Tiroler Volksaufstand von 1809 wurde von den Schützen getragen. Trotz des Scheiterns des Aufstandes, konnten den Franzosen beachtliche Gegenwehr geboten werden. Noch im Ersten Weltkrieg wurden Tiroler Landesschützenkompanien aufgeboten, die zusammen mit den Kaiserjägern an die russische Front verlegt wurden, wo sie schwere Verluste hinnehmen mussten. Die verbleibenden Standschützen wurden ab 1915 (Kriegseintritt Italiens) im Gebirgskrieg in den Dolomiten eingesetzt. Seit Ende des Ersten Weltkriegs werden Schützen nicht mehr zur Landesverteidigung benötigt. In Südtirol wurden die Schützen unter der faschistischen Herrschaft in den 1920er Jahren verboten. Auch in Nordtirol war das Schützenwesen während des Zweiten Weltkriegs bzw. während der Zeit des Nationalsozialismus verboten.

Trotz des strukturellen Bruchs von 1919, als die Schützen die eigentliche Aufgabe, nämlich die Landesverteidigung verloren, wurden in der unmittelbaren Nachkriegszeit (bereits 1946/47) neue Schützenkompanien gegründet. Insbesondere in Innsbruck und Umgebung sowie im Oberinn- und Wipptal und im Stubaital entwickelte sich eine rege Tätigkeit. Die amerikanische Besatzungsmacht beschlagnahmte zwar Gewehre und vernichtete Fahnen und Uniformen, dennoch wurde 1950 der Bund der Tiroler Schützenkompanien ins Leben gerufen. Dieser fand bis in die 1960er Jahre regen Zulauf. Heute sehen die Schützenkompanien ihre Aufgabe in der Traditionspflege. Dies beinhaltet das uniformierte Aufmarschieren und Schießübungen bei Veranstaltungen. Ein weiteres Moment im Selbstverständnis des Schützenbundes ist die „Verteidigung geistiger Landesinteressen“, wobei ein starker Hang zum Konservativismus und Folklorismus unübersehbar ist.

Musikkapellen

Musikkapelle - © Hansjörg Scheffauer
© Hansjörg Scheffauer - Fotolia
Alle fünf stubaitaler Gemeinden verfügen über traditionelle Musikkapellen. Die ersten Kapellen (Telfes und Fulpmes) gehen auf das 18. Jahrhundert zurück, wobei die genauen Gründungsdaten nicht mehr ermittelt werden können. Michael Pfurtscheller, der im Tiroler Volksaufstand die Stubaitaler Schützen anführte, setzte sich für die Förderung der Musikgruppen und die Einführung einheitlicher Kleidung ein. Die übrigen Kapellen wurden später gegründet (Neustift 1823, Mieders 1830, Schönberg 1924). Im Allgemeinen waren die mittelalterlichen Musikgruppen überwiegen auf kirchliche Musik ausgerichtet. Später kamen militärische Aspekte hinzu, die sich auch heute noch in Marschmusik, einheitlicher Kleidung usw. zeigen. Bei traditionellen, zumeist kirchlichen Anlässen, wie z.B. am Palmsonntag, am Tag des Heiligen Florian oder zu Fronleichnam kann man, wie in den meisten Orten Tirols, die Musikkapellen des Stubaitals hören und sehen. Außerdem geben die Kapellen regelmäßig Konzerte.

Stubaier Bauerntheater

Als eine der ältesten Bauerntheatergruppen wurde 1903 in Fulpmes ein Theaterverein gegründet. Die Stücke sind zumeist Komödien und ihre Handlungen sind in der Umgebung angesiedelt.

Bildende Kunst

Der Maler und Grafiker Herbert Danler (1928-2011) aus Fulpmes erwarb sich internationalen Ruf mit seinen expressionistischen Gemälden. Diese sind zumeist durch kräftige Farbgebung gekennzeichnet. Schlüsselmoment seiner Werke ist vielfach die „untergehender Kultur“. Als wandernder Maler wurde er zum Kenner der entlegensten tiroler Landschaften und fand in Spuren der rätischen Kultur sowie in Architekturrelikten seine Inspiration. Der Metallkünstler Johannes Maria Pittl (geb. 1949) aus Fulpmes stellt seine Bilder und Skulpturen im In- und Ausland aus. Der bekannte Bildhauer Hansjörg Ranalter lebt und wirkt in Neustift. Seit 1995 finden in Neustift die Kreativtage statt, die ein breites Angebot an Workshops im Bereich der Bildenden Kunst anbieten. Neben Programmen für Erwachsene gibt es auch Kinder- und Jugendangebote. Auf traditionellem Gebiet kann das Krippenschnitzen auf eine lange Geschichte zurückblicken. Besonders Fulpmes, in dem sich auch das Krippenmuseum befindet, wird oft als „Krippendorf“ bezeichnet.

Sehenswürdigkeiten

Museen

Im Krippenmuseum in Fulpmes sind historische und neuere Krippen ausgestellt. Highlights sind die begehbare Krippe und das Kirchenkrippen-Labyrinth. Darüber hinaus finden Besucherinnen und Besucher Informationen über Techniken, Geschichte und Tradition des Krippenschnitzens. Das Schmiedemuseum zeigt die Entwicklung des Handwerks. Neben Urkunden und Beispielarbeiten finden sich hier auch historische Werkzeuge aus dem 19. Jahrhundert. Im Heimatmuseum Neustift, das in einem historischen Forsthaus untergebracht ist, findet sich eine schöne volkskundliche Sammlung alter Geräte, Werkzeuge, Haushaltsgegenstände und Fotografien. Lore und Gilli Muigg haben im Verlauf vieler Jahre eine Sammlung historischer Spielzeuge und Puppen aufgebaut, die nun als Leihgaben im Puppen- und Spielzeugmuseum von Fulmpes zu sehen sind.

Kirchen

Pfarrkirche Neustift -
Foto: Wikipedia-User: Henryart - GFDL
Dem Pfarrer Franz de Paula Penz (1707–1772) sind bemerkenswerte Kirchenbauten bzw. –umbauten um die Mitte des 18. Jahrhunderts zu verdanken. Die Pfarrkirche Neustift aus dem Jahr 1516 ist dem Heiligen Georg geweiht. Sie erscheint heute im Stil des Rokoko. Von außen wirkt der Bau sehr schlicht, innen jedoch stechen die schönen Fresken ins Auge. Die Pfarrkirche Fulpmes wurde Mitte des 18. Jahrhunderts im Stil des Rokoko errichtet und ist dem Heiligen Vitus geweiht. Sehenswert sind das Fresko an der Fassade und die Deckenbilder aus der Hand von Johann Georg Bergmüller. Die Kirche der Heiligen Margaretha in Medraz, einem Ortsteil von Fulpmes, ist ein barockes Gebäude aus dem 18. Jahrhundert. Die Kirche verfügt über einen sehenswerten Tabernakel, eine Rokokokanzel und einen angeketteten Schmerzensmann, also eine Darstellung des leidenden Christus mit den Kreuzigungswunden aber ohne Kreuz. Dem Heiligen Pankratius ist die Pfarrkirche Telfes gewidmet. Nach einem Brand 1593 wurde der Turm 1626 im gotischen Stil neu aufgebaut. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche im Barockstil neu erbaut, wobei der gotische Turm integriert wurde. Sehenswert sind die Deckengemälde und die Kreuzgruppe im Chor. Am rechten Seitenaltar befinden sich die sterblichen Überreste des Märtyrers Facundus. Diese Reliquie wurde im 18. Jahrhundert aus Brixen erworben.

Die Pfarrkirche Mieders, auch Kirche zu Maria Geburt genannt, ist die älteste Kirche des Tals und wurde ursprünglich im gotischen Stil erbaut. Sie wurde im 18. Jahrhundert innen barockisiert. Vor einigen Jahren erfolgte eine Restaurierung des Innenraums, wobei man Mauerreste einer frühchristlichen Kirche aus dem Frühmittelalter (Anfang 8. Jahrhundert) fand. Bemerkenswert ist in erster Linie das überlebensgroße spätgotische Chorbogenkruzifix. Die Pfarrkirche Schönberg, ein Rokokobau aus dem 18. Jahrhundert, hat einen verhältnismäßig kleinen Kirchturm. Auffallend sind die schönen Deckenbilder, allerdings mussten die Kuppelfresken, die einige nackte Figuren zeigten 1731 auf bischöflichen Wunsch übermalt werden. Das Servitenkloster Maria Waldrast gehört an sich zur Gemeinde Mühlbach in Tirol und ist mit dem Auto von Matrei aus zu erreichen. Von Mieders bzw. von der Bergstation der Serlesbahnen ist es zu Fuß erreichbar. Das höchstgelegene Kloster Europas wurde nach einer Marienerscheinung von zwei Hirtenbuben 1407 gegründet und 1465 geweiht. Dem Wasser aus der dazugehörigen Quelle wird heilende Wirkung zugeschrieben. Der Brunnen wurde 1991 restauriert.

Texte: © 2024 by Stubaital.li - Hintergrundbild: TVB Stubai - GFDL