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Foto: Piergiuliano Chesi - GFDL

Geschichte

Frühgeschichte und Antike

Die ältesten Zeugnisse menschlicher Kultur im Stubaital stammen aus prähistorischer Zeit. Im vorderen Talbereich wurden an beiden Hangseiten Keramik- und Bronzeobjekte gefunden, die auf einen Zeitraum zwischen 1800 und 1000 v. Chr. datiert werden (Bronzezeit und Urnenfelderzeit). Angehörige der Räter, einer Völkergruppe, die die mittleren Alpen in der Antike besiedelte, waren am Muiggnbichl bei Telfes und am Zauberbichl bei Schönberg ansässig. In der so genannten La-Tène-Zeit (450 – 240 v. Chr.) überlagerte die keltische Kultur jene der Räter. Die Breonen (Gruppe der Räter) wurden um 15 v. Chr. von römischen Legionen besiegt. Somit wurde auch das Stubaital in die römische Provinz Raetia bzw. Rätien eingegliedert. Raetia umfasste das nördliche Alpenvorland vom südöstlichen Schwarzwald über das heutige Graubünden bis zum oberen Eisacktal. Nachrückende römische Siedlerinnen und Siedler brachten ihre Kultur in den Raum des heutigen Tirols bzw. ins Stubaital. Darauf deuten einzelne auch heute noch gebräuchliche Orts- und Flurnamen hin, wie z. B. Pfurtschell, Kampl oder Falbeson.

Wirtschaftlich begünstigt war vor allem Schönberg, das am Zugang zum Brenner und damit an einem der ältesten und meist frequentierten europäischen Nord-Südverkehrswege liegt. Durch den Bau der Römerstraße über den Brenner, erfuhr der Ort einen Bedeutungsaufschwung, was Funde von Münzen aus der Römerzeit in Schönberg bestätigen.

Mittelalter

Zur Zeit der Völkerwanderung (4. bis 6. Jahrhundert) siedelten sich die Bajuwaren Ende des 6. Jahrhunderts in Tirol an. Sie brachten neue kulturelle Einflüsse, und mit ihnen kam auch die Vorläuferform der heutigen Deutschen Sprache in die Region. Um das Jahr 1000 wurde Stubai erstmals urkundlich erwähnt. Ab dem 13. Jahrhundert war Telfes als Gerichtssitz nicht nur Verwaltungs- sondern auch politisches Zentrum des Tals. Während Urkunden bereits im Jahr 1389 Gottesdienste in Mieders und Fulpmes bezeugen, wurde die erste Kirche vermutlich in Telfes errichtet, das somit auch das religiöse Zentrum des Tals darstellte. Im Jahr 1400 wurde die Gemeinde Stubai in fünf kleinere Gemeinden, nämlich Telfes, Schönberg, Mieders, Fulpmes und die Gemeinde „im Tal“ geteilt. Obwohl die Bezeichnung Neustift für „im Tal“ bereits in Urkunden aus dem 14. Jahrhundert vorkommt, dauerte es Jahrhunderte bis sich der Name Neustift durchsetzte. Auch heute werden die Einwohnerinnen und Einwohner von Neustift im Volksmund noch oft als „Toler“, also „Taler“ bezeichnet, was auf die Ortsbezeichnung „im Tal“ zurückgeht. Wirtschaftlich profitierte in erster Linie Schönberg durch seine Lage an der Handelsroute über den Brenner. Das übrige Stubaital war landwirtschaftlich geprägt. Sehr früh entwickelte sich in Fulpmes das Schmiedehandwerk. Die ältesten Erwähnungen finden sich in Dokumenten aus dem 14. Jahrhundert. Zu jener Zeit wurden die Produkte, in erster Linie Werkzeuge, mittels Rückentragegestellen, so genannten „Buckelkraxen“ zum Verkauf gebracht. Erst ab dem 17. Jahrhundert wurden dafür vermehrt Fuhrwerke eingesetzt.

Neuzeit

Kaiser Maximilian I (1459–1519), auch „der letzte Ritter“ genannt, hielt sich gerne im hinteren Teil des Stubaitals zur Jagd auf. Er ließ 1515 in Neustift eine Kapelle erbauen. Nicht nur der Kaiser schätzte die Region. Im 16. Jahrhundert kamen Wallfahrerinnen und Wallfahrer zum nahegelegenen Kloster Maria Waldrast im Wipptal, woraus sich frühe Formen der Beherbergungswirtschaft entwickelten. Ein anderes entscheidendes Moment in der wirtschaftlichen Entwicklung des Stubaitals ist die Metallverarbeitung in Fulpmes, die wie bereits erwähnt schon in mittelalterlichen Berichten Erwähnung findet. Historische Stollen und darin gefundene Werkzeuge zeugen von einer langen Tradition des Bergbaus. Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert wurde hier Eisen abgebaut und am Sonnenstein schürfte man Gold und Silber.

Tiroler Volksaufstand

Während des Tiroler Volksaufstandes von 1809 hatte Andreas Hofer mehrmals in Schönberg sein Hauptquartier, um die Schlachten am Bergisel anzuführen. Auch die Stubaitaler Schützen schlossen sich unter Führung des Fulpmeser Gastwirts und Schmieds Michael Pfurtscheller dem Aufstand an. Der Tiroler Volksaufstand, der sich gegen die bayrische Machtergreifung (unterstützt vom napoleonischen Frankreich) richtete, wurde gegen Jahresende 1809 niedergeschlagen. Das tragische Scheitern, das im Verrat an Andreas Hofer durch einen Tiroler gipfelte, heroisierte den Kampf zusätzlich. Der Aufstand wird bis zum heutigen Tag vielfach stark romantisiert und bildet gleichzeitig ein zentrales Moment in der Prägung einer „Tiroler Identität“.

Entwicklung des Fremdenverkehrs

Der Tourismus kann im Stubaital auf eine lange Tradition zurückblicken. Nicht nur Kaiser Maximilian und gottesfürchtige Wallfahrerinnen und Wallfahrer wussten die Region zu schätzen. Vom 17. Bis zum 19. Jahrhundert waren Schönberg und Mieders bekannte Orte für die Sommerfrische. Besonders beliebt waren die so genannten „Bauernbadln“, traditionelle Heilbäder, die übrigens in jüngster Zeit ein Revival erleben. Mitte des 19. Jahrhunderts setzte vermehrt der Bergsporttourismus ein, der bis heute größte Wichtigkeit in der regionalen Wirtschaft besitzt. Einheimische verdienten sich als Bergführer und Träger und vom Alpenverein wurden die ersten Schutzhütten, wie z.B. 1875 die Dresdner Hütte, gebaut. Auch die Erarbeitung und Dokumentation von Gipfelrouten und Wanderwege sind vielfach dem Alpenverein zu verdanken. Große Verdienste erwarb sich auch Pfarrer Franz Senn (1831–1884). Er war Mitbegründer des Deutschen Alpenvereins und verbrachte seinen Lebensabend in Neustift. Er erkannte im Fremdenverkehr eine Möglichkeit den Lebensstandard der Einheimischen zu verbessern.

20. Jahrhundert

Seit 1869 liegt der Sitz der politischen Verwaltung bei der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck. Um 1690 wanderte der Sitz des Gerichtes von Telfes nach Mieders, wo er sich abgesehen von einigen Unterbrechungen bis 1923 befand. Wirtschaftlich erwiesen sich insbesondere Erweiterungen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur wie der Bau der Brennerbahn, Brennerautobahn, Stubaitalbahn usw. als profitabel. Besonders die Errichtung der Stubaitalbahn, einer Schmalspurbahn, welche aufgrund des schlechten Zustandes der Stubaitaler Straßen und Wege initiiert wurde, um an die im Wipptal verlaufende Brennerbahn anzuschließen, brachte wirtschaftliche Vorteile. Durch die verbesserte Erreichbarkeit nach ihrer Erbauung 1903/04, erhöhten sich die Gästezahlen im Fremdenverkehr und die Produkte der örtlichen Metallwarenproduzenten konnten leichter und schneller ausgeliefert werden. Zudem wurde in Fulpmes zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Fachschule für Eisenverarbeitung gegründet, um ein Sinken der Qualität zu verhindern und international konkurrenzfähig zu sein. Die Schule wird heute als Höhere Technische Lehranstalt geführt. Die beiden Weltkriege gingen auch am Stubaital nicht spurlos vorüber. Dies bezeugt beispielsweise der Soldatenfriedhof aus dem Ersten Weltkrieg in Fulpmes, wo sich zu jener Zeit auch ein Lazarett befunden hatte. Während des Zweiten Weltkriegs befand sich in Neustift eine Hochgebirgsschule der SS, wo auch KZ-Häftlinge aus dem Lager Dachau zu Arbeiten gezwungen wurden. In der Nachkriegszeit wurde insbesondere der Fremdenverkehr forciert. Auf gewerblich-industriellem Gebiet etablierte sich die Marke Stubai in den Produktsektoren der Werkzeuge, Schneidwaren und Sportartikel.

Weiterführend

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